Da fiel dem Königlichen Leibarzt etwas kluges ein: Er empfahl,
einen Ukas ausrufen zu lassen,
der sollte lauten:
Des Königs Pläne sind gescheitert,
und er versinkt in Depression.
Wer ihn mit gutem Wort erheitert,
wird, wenn er will, sein Schwiegersohn.
Jeder meinte natürlich, das heiße: Wenn der Erheiternde
will, wird er Königs Schwiegersohn, kriegt er also seine Tochter zu Frau. Aber
der Satz konnte ja auch heißen: Wenn der König will ... ! Nur, das merkte fast
keiner.
Der einzige, der es sofort merkte, war ein gewisser Herr
Drehensinn, ein gelernter, geübter Wortspieler, der so schlau und frech war,
dass er keine Angst vor Sprüchen hatte – weder vor albernen Sprüchen noch vor
frommen Sprüchen, nicht einmal vor Urteilssprüchen. Dieser Herr Drehensinn
meldete sich im Schlosse an, wurde vorgelassen und fragte:
Wo fehlt´s denn, mein lieber König?
Am Geld! Brummte der grimmig.
Ach Gottchen! Am Geld? Wenn´s weiter nichts ist ... !
Weiter nichts, hab ich nicht gesagt! Aber d a s mal zuerst!
Nun gut. Du hast doch einen Schatzmeister, nicht wahr?
Nein. Nicht mehr. Hab ich weggejagt. Was soll ein
Schatzmeister, wo kein Schatz ist?
Aber König, lieber König! Hol ihn sofort zurück, mach ihn
zum Oberschatzmeister und gib ihm drei Unterschatzmeister als Gehilfen. Was
soll denn der Blödsinn?
Blödsinn? Keineswegs! Verkünde du nur den Leuten, du hättest
im Krieg soviel Beute gemacht und von den Feinden so viel Tributzahlungen
erzwungen, dass einer allein deinen Reichtum nicht mehr verwalten könne.
Aha! Sagte der König, so meinst du das! Aha!
Ja, allerdings. Selbstverständlich doch.
Ich soll also meinem Volk einfach was vorlügen.
Was heißt „ich soll“? Das ist doch ganz klar: du musst
einfach. Aha! Sagte der König noch einmal. Na und? Fragte Drehensinn. Sag bloß,
das hättest du nicht gewusst, bevor du König wurdest!
Da schwieg der König eine Weile; dann seufzte er und sagte:
Na ja, ich kann´s ja versuchen.
Sehr schön! Sagte Drehensinn und verabschiedete sich mit den
Worten: Auf Wiedersehen! – Und er wusste, was das hieß.
Adieu! Hauchte der König. Nur er wusste leider nicht,
was das heißt. (Damit ihr es wenigstens
wisst: Adieu heißt soviel wie „mit Gott“ oder „sei Gott anbefohlen“)
Als Drehensinn aus dem Hause war, ließ der König seinen
einstigen Schatzmeister kommen und eröffnete ihm den neuen Plan. Der
Schatzmeister war sofort hell begeistert – nur, sagte er, nur einen einzigen
Punkt möchte ich vorab klargestellt wissen.
Welchen Punkt? Fragte der König.
Mein Gehalt. Ich hatte die Einkünfte eines Königlichen
Schatzmeisters; bekomme ich denn nun auch, was einem Königlichen
Oberschatzmeister zusteht?
Das ist ja doch wohl selbstverständlich! Rief der König
lachend – und wenn ich dich aus meiner eigenen Tasche bezahlen müsste!
Der Schatzmeister kniff ein Auge zu, mit dem anderen
zwinkerte er den König an. Aber bei dem hatte Drehensinns Beratung so großartig
gewirkt, dass der ganze Herr König, von Kopf bis Fuß bereits von Lüge
durchströmt war statt von Blut. Und so wurde er auch jetzt nicht rot im
Gesicht, denn Lügen sind farblos, damit man sie nicht so rasch sieht.
Naja, dachte der Schatzmeister-Oberschatzmeister, mag ja
sein, dass unser feiner Herr König sich doch wirklich irgendwo noch ein
hübsches Goldhäuflein zurückgelegt hat.
Hoffen wir's mal! Schließlich, ein Oberschatzmeister-Gehalt
das wär doch immerhin nicht zu
verachten.
Also verbeugte er sich recht ehrerbietig und murmelte: Mein
König, ich habe verstanden. Ich werde zu deiner Zufriedenheit arbeiten.
Der König sagte wieder „,Adieu". der Schatzmeister ging
und setzte sich unverzüglich wieder an seinen alten. gewohnten Schreibtisch.
Dort schrieb er zunächst ein großes
rotes Schild:
Oberschatzmeister
das heftete er an seine Tür: und dann schrieb er zehn oder
zwölf oder vielleicht auch siebzig lange, lange Listen, auf denen die Schätze
aufgezählt waren, die man den Feinden
vergeblich abgenommen hatte. Dann schrieb er einige weitere
Listen, darauf notierte er die regelmäßigen Abgaben, die die besiegten
Völkerschaften zu leisten hatten.
Dann wählte er sich drei Unterschatzmeister aus: einen
Dichter, einen Redner und einen Gaukler und sprach zu ihnen:
Setzt euch an die Arbeit! Ihr habt eine Aufgabe über Jahre
hin: Sortiert mir alle Einzelheiten meiner Listen – nach Wert, Alter,
Häufigkeit, Wichtigkeit, nach Aussehen, Gewicht und Volumen, nach Echtheit,
Güte und Qualität, nach Goldgehalt, Silbergehalt und Edelmetallgehalt, nach
Anzahl der Edelsteine, der sehr edlen Steine und der besonders edlen Steine -
und dann noch nach dem Alphabet.
Und in jeder Liste bringt ihr bitte einen Vermerk an,
welches der Stücke ihr gern für euch selbst haben möchtet, wenn nächstens der
König seine große Volksbeschenkung
zur Friedensfeier gibt.
Dies ist ein Auszug aus den Ammenmärchen 2. Band von Mirnyi
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